Ein Kammermusikabend im Zeichen von Komponistinnen, von denen viele die europäische Kulturgeschichte mitprägten und trotz ihrer Leistungen in der Musikszene und der Gesellschaft aus dem Kanon ausgesondert wurden und/oder durch ihre Lebensumstände am Komponieren gehindert wurden.
Nadia Boulanger war die "Kompositionslehrerin des 20. Jahrhunderts". Zu ihren Schülern zählten Aaron Copland, Phillip Glass, Astor Piazzolla, Leonard Bernstein und zahllose andere. Ihre kurzen "Drei Stücke" für Cello und Klavier, die 1915 im Druck erschienen sind stehen dem Impressionismus nahe und wechseln zwischen zarter Melancholie und Pariser Überschwang.
Seit den 1960-er Jahren wurden die Kompositionen von Clara Schumann wiederentdeckt, unter anderem, erst 1983, die drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22, die Clara Schumann für den jungen Joseph Joachim schrieb und die heute zu ihren beliebtesten Kammermusikwerken gehören.
Quasi über Nacht wurde sie zu einer internationalen Berühmtheit: Lili Boulanger, Nadias jüngere Schwester, gewann 1913 den Wettbewerb um den Prix de Rome. Als erste Frau errang sie die höchste Auszeichnung premier grand prix – eine Sensation. Lebenslang schwer krank starb sie schon früh, mit 24 Jahren, hinterliess aber eine erstaunliche Zahl an Kompositionen, unter anderm entstand kurz vor Boulanger's Tod ihr einziges Stück für Cello und Klavier "D'un soir triste". Das Manuskript blieb unvollständig, wurde nie veröffentlicht und wurde hier mithilfe der Klaviertriofassung und der Orchesterversion behutsam ergänzt. Ein neuer Beitrag zum Cello/Klavier-Repertoire!
Sie wurde von Camille Saint-Saëns, Vincent d’Indy und Gabriel Fauré gefeiert und Pablo Casals spielte ihre Musik: Rita Strohl. Ihr Rückzug aus der Pariser Gesellschaft, um das mystisch symbolistische Theater "La Grange" zu gründen hatte zur Folge, dass die meisten ihrer Werke nie veröffentlicht oder aufgezeichnet wurden. So auch die Sonate Dramatique "Titus et Bérénice" für Violoncello und Klavier, eine grosse spätromantische Sonate, die zugleich eine dramatische Geschichte erzählt, die tragische Liebesgeschichte von Titus und Bérénice.
Alternativ kann für ein "traditionelleres" Programm der erste Teil des Konzerts durch die Sonate von Caesar Franck ersetzt werden!
PROGRAMM
Clara Schumann (1819 - 1896): 3 Romanzen op. 22 (arr. für Violoncello und Klavier)
Nadia Boulanger (1887 - 1979): 3 Stücke für Violoncello und Klavier
Lilli Boulanger (1893 - 1918): D'un soir triste (Version für Violoncello und Klavier)
Rita Strohl: (1865-1941): Sonate Dramatique "Titus et Bérénice" für Violoncello und Klavier
MITWIRKENDE
Peter Hudler, Violoncello
Adela Liculescu, Klavier